Anhörungsbogen: So reagieren Sie auf das Schreiben der Bußgeldstelle richtig

Verkehr - Redaktion - 26.08.2025
Anhörungsbogen erhalten? Erfahren Sie, was Sie tun müssen, wann Sie schweigen sollten und welche Fristen gelten.

Autos fahren auf der A46 in Deutschland. Wer geblitzt wird erhält einen Anhörungsbogen der Behörde.

Was ist ein Anhörungsbogen und wozu dient er?

Ein Anhörungsbogen ist ein offizielles Schreiben der Bußgeldstelle, das Sie über einen Verkehrsverstoß informiert. Der Zweck ist, Ihnen als Halter des Fahrzeugs die Möglichkeit zu geben, sich vor Erlass eines Bußgeldbescheids zu dem Vorwurf zu äußern.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wird in Deutschland nicht der Fahrzeughalter, sondern der tatsächliche Fahrer für eine Ordnungswidrigkeit verantwortlich gemacht. Der Anhörungsbogen ist daher kein Urteil, sondern eine erste Anhörung, um den Fahrer zu identifizieren.

Anhörungsbogen vs. Zeugenfragebogen: Wo ist der Unterschied?

Diese beiden Schreiben werden oft verwechselt, haben aber unterschiedliche Funktionen:

  • Anhörungsbogen: Geht an den Halter oder mutmaßlichen Fahrer. Er dient zur Stellungnahme zum Vorwurf. Es gibt keine Pflicht zur Antwort.
  • Zeugenfragebogen: Geht an den Halter, wenn die Behörde nicht weiß, wer der Fahrer war. Er dient zur Ermittlung des tatsächlichen Fahrers. Als Zeuge haben Sie hier eine Auskunftspflicht.

Muss ich den Anhörungsbogen ausfüllen?

Grundsätzlich besteht keine Pflicht, sich selbst zu belasten. Sie müssen keine Angaben zur Tat machen, aber Ihre persönlichen Daten (Anschrift, Geburtsdatum) müssen korrekt sein.

  • Korrekte Angaben machen: Achten Sie darauf, dass alle persönlichen Daten korrekt sind. Falsche Angaben können ein Bußgeld von bis zu 1.000 € nach sich ziehen.
  • Schweigerecht nutzen: Sie müssen nicht angeben, ob Sie der Fahrer waren oder nicht. Schweigen ist Ihr Recht und kann in vielen Fällen die klügste Entscheidung sein.
  • Achtung: Wenn Sie einen anderen Fahrer benennen, kann das Bußgeldverfahren gegen diese Person eingeleitet werden.

Was passiert nach dem Anhörungsbogen?

Die Frist zur Stellungnahme beträgt in der Regel eine Woche. Ignorieren Sie den Anhörungsbogen, läuft das Verfahren trotzdem weiter. Die Behörde geht dann davon aus, dass Sie der Fahrer waren, und leitet die nächsten Schritte ein.

Ein Bußgeldbescheid kann auch ohne Ihre Stellungnahme folgen. Dies geschieht in der Regel einige Wochen nach dem Anhörungsbogen.

Wichtig: Ein Anhörungsbogen unterbricht die Verjährungsfrist von drei Monaten.

Wann sich ein Einspruch lohnt

Ob sich ein Einspruch gegen einen folgenden Bußgeldbescheid lohnt, hängt von der jeweiligen Situation ab. Besonders sinnvoll ist ein Einspruch, wenn:

  • Das Blitzerfoto nicht eindeutig ist und der Fahrer nicht zu erkennen ist.
  • Der Bescheid formale Fehler aufweist.
  • Messfehler beim Blitzer vermutet werden.

Oft ist es schwer, diese Fehler allein zu erkennen. Eine kostenlose Ersteinschätzung durch einen Anwalt kann sich lohnen, um Ihre Chancen zu prüfen.