Ab 2025 beginnt in Frankreich eine neue Ära der Verkehrskontrolle. Mit einer Investition von 46,3 Millionen Euro plant die Regierung, den bestehenden Bestand an Blitzern zu modernisieren und neue „Super-Blitzer“ einzuführen. Diese Geräte sollen nicht mehr nur Geschwindigkeit und Rotlichtverstöße erfassen, sondern dank Künstlicher Intelligenz (KI) auch andere Vergehen automatisch ahnden.
Die neuen KI-Blitzer können Verstöße wie Handynutzung am Steuer, fehlende Sicherheitsgurte und ungenügenden Sicherheitsabstand erkennen. Das bedeutet: Wer gleich mehrere Regeln bricht, muss mit mehreren Strafen gleichzeitig rechnen. Für jeden Verstoß droht ein Bußgeld von 135 Euro. Ein Raser, der mit dem Handy am Ohr zu dicht auffährt, könnte somit gleich mit drei Bußgeldern belegt werden.
Die Pläne stoßen in Frankreich auf massive Kritik. Der Automobilklub „40 Millions d’automobilistes“ wirft der Regierung vor, die neuen Blitzer vor allem als Einnahmequelle zu sehen. Sie argumentieren, dass die Maßnahmen weniger der Sicherheit als vielmehr dem Füllen der Staatskasse dienen. Die Pläne der Regierung sehen bereits eine Steigerung der Ausgaben für das Drucken und Versenden von Bußgeldbescheiden vor, was die Vermutung einer geplanten Einnahmesteigerung untermauert.
Die französischen Autofahrer haben bereits in der Vergangenheit ihren Unmut über automatisierte Kontrollen gezeigt. Während der „Gelbwesten“-Proteste im Jahr 2019 wurden Dutzende Blitzer im ganzen Land zerstört. Die Regierung setzt mit der neuen Technologie auf noch strengere Überwachung und riskiert damit weiteren Widerstand aus der Bevölkerung.
Während Frankreich auf KI setzt, bleibt Deutschland vorerst zurückhaltend. Eine flächendeckende Einführung solcher „Super-Blitzer“ ist hier derzeit unwahrscheinlich. Der ADAC erklärt, dass die deutschen Blitzer-Systeme nicht einfach nachgerüstet werden können und der Einsatz von Geräten zur Handyüberwachung gesetzliche Änderungen erfordert.
Ein Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz testete bereits 2022 Blitzer, die Handyverstöße erkennen, aber der dauerhafte Einsatz scheitert an der bestehenden Gesetzeslage. Obwohl die Diskussion um eine verschärfte Verkehrsüberwachung weitergeht, sind die rechtlichen Hürden in Deutschland noch zu hoch.
Die neuen Regeln in Frankreich betreffen nicht nur die Einheimischen. Da Bußgelder aus dem europäischen Ausland auch in Deutschland vollstreckt werden, müssen sich deutsche Autofahrer auf hohe Strafen einstellen, wenn sie in Frankreich geblitzt werden. Wer häufig dorthin reist, sollte sich daher auf die neuen, strengeren Regeln einstellen. Prognosen für 2025 deuten sogar darauf hin, dass die Nutzung von Smartwatches und ähnlichen Geräten künftig ebenfalls erfasst werden könnte.
Der Blick auf Frankreich zeigt, wie schnell sich die Verkehrskontrolle entwickeln kann. Die Nutzung von KI birgt das Potenzial, die Sicherheit zu erhöhen, wirft aber auch wichtige Fragen zum Datenschutz und zu den tatsächlichen Motiven der Regierung auf. Es bleibt abzuwarten, ob die deutschen Behörden dem französischen Beispiel folgen und die rechtlichen Rahmenbedingungen anpassen werden.